
Quelle: Shutterstock / Tomasz Makowski
VERANSTALTUNG:
Wasserstoff „zwischen Fortschritt und Unsicherheit“
Verbindliche Regeln für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mahnten Vertreter aus Industrie, Politik und Energiewirtschaft beim Branchendialog von Thyssengas an.
Zwei Wochen nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung wurde der „Thyssengas Dialog #04“ in Dortmund zu einer Plattform klarer
Forderungen: Der Aufbau einer wettbewerbsfähigen Wasserstoffwirtschaft gerät ins Stocken – nicht aufgrund mangelnder Technologie,
sondern aufgrund fehlender politischer und wirtschaftlicher Verbindlichkeit. Aus Sicht der Beteiligten sei die Zeit reif für
belastbare Rahmenbedingungen, koordinierte Planungsprozesse und klare Marktanreize.
Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Fernleitungsnetzbetreibers Thyssengas, beschrieb das Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Unsicherheit. Der Infrastrukturausbau schreite zwar sichtbar voran, doch Angebot, Nachfrage und Planung seien nicht aufeinander abgestimmt. Ohne verbindliche Abnahmeverpflichtungen und Planungssicherheit werde der Hochlauf ins Leere laufen, so Gößmann. Derzeit fehle es an synchronisiertem Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Markt braucht Verlässlichkeit
Auch andere Stimmen betonten: Der Markt allein werde es nicht richten. Sopna Sury, COO von RWE Generation, forderte ein klares Commitment auf der Abnehmerseite. Viele potenzielle Kunden agierten zögerlich – dies sei nachvollziehbar, angesichts unsicherer politischer Bedingungen. Nur wer konkrete Bedarfe benenne, ermögliche verbindliche Verträge. Der RWE-Vertrag mit Total Energies sei laut Sury ein Beispiel, wie Nachfrage und Angebot konstruktiv zusammengeführt werden können.
Zum Hintergrund: Im März haben RWE und Total Energies einen langfristigen Abnahmevertrag über grünen Wasserstoff geschlossen: Ab 2030 wird RWE jährlich rund 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff an die Raffinerie von Total Energies in Leuna (Sachsen-Anhalt) liefern. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Der Wasserstoff wird in einem 300-MW-Elektrolyseur von RWE in Lingen (Niedersachsen) produziert, der bis 2027 in Betrieb gehen soll (wir berichteten).

Jan Eisenberg von Thyssengas verglich das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit einer Autobahn, die erst mit verbindlichen Anschlussplanungen sinnvoll nutzbar werde. Und David Janoschka aus der H2-Strategieabteilung betonte die Notwendigkeit früher und verbindlicher Kundenansprache, bevor Leitungen gebaut sind. Auch Fabian Weber (Equinor), Axel Pompe (Currenta) und Wilfried Klein (Lyondell Basell) stellten aus Unternehmenssicht klar: Investitionen gelängen nur mit verlässlichen Geschäftsmodellen, gesicherter Abnahme und politischem Rückhalt.
Julian Reul von der H2Global Stiftung nannte die Kostenlücke zwischen grünem Wasserstoff und fossilen Alternativen als größte Markthürde. Erst durch gezielte Instrumente wie Preistransparenz und funktionierende Absicherungsmechanismen könne der Markt Fahrt aufnehmen. Auch die Bundesnetzagentur mahnte zur aktiven Beteiligung der Netzbetreiber am Ausbauprozess.
Politik soll steuern, nicht bremsen
Die Verantwortung sehen viele in der Bundesregierung. Nina Scholz von Equinor forderte eine abgestimmte Position Deutschlands in Brüssel sowie klare Prioritäten. Hans Gennen (Currenta) verlangte zügige politische Entscheidungen, um Projekte mit CO2-Minderungswirkung wirtschaftlich tragfähig zu machen. Michael Theben vom NRW-Wirtschaftsministerium sprach sich für eine strategische Einbindung von Carbon Capture and Storage (CCS) aus – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur Wasserstofftransformation.
Das gemeinsame Signal vieler Beteiligter lautete: Ohne klare Zuständigkeiten, verbindliche politische Rahmen und abgestimmte Planung droht der Wasserstoffhochlauf zu scheitern. Die Märkte für CO2-arme Produkte stünden noch am Anfang. Wenn Investitionen nicht abgesichert würden, komme der notwendige Umbau nicht vom Fleck.
Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Fernleitungsnetzbetreibers Thyssengas, beschrieb das Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Unsicherheit. Der Infrastrukturausbau schreite zwar sichtbar voran, doch Angebot, Nachfrage und Planung seien nicht aufeinander abgestimmt. Ohne verbindliche Abnahmeverpflichtungen und Planungssicherheit werde der Hochlauf ins Leere laufen, so Gößmann. Derzeit fehle es an synchronisiertem Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Markt braucht Verlässlichkeit
Auch andere Stimmen betonten: Der Markt allein werde es nicht richten. Sopna Sury, COO von RWE Generation, forderte ein klares Commitment auf der Abnehmerseite. Viele potenzielle Kunden agierten zögerlich – dies sei nachvollziehbar, angesichts unsicherer politischer Bedingungen. Nur wer konkrete Bedarfe benenne, ermögliche verbindliche Verträge. Der RWE-Vertrag mit Total Energies sei laut Sury ein Beispiel, wie Nachfrage und Angebot konstruktiv zusammengeführt werden können.
Zum Hintergrund: Im März haben RWE und Total Energies einen langfristigen Abnahmevertrag über grünen Wasserstoff geschlossen: Ab 2030 wird RWE jährlich rund 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff an die Raffinerie von Total Energies in Leuna (Sachsen-Anhalt) liefern. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Der Wasserstoff wird in einem 300-MW-Elektrolyseur von RWE in Lingen (Niedersachsen) produziert, der bis 2027 in Betrieb gehen soll (wir berichteten).

Die Teilnehmer der abschließenden Podiumsdiskussion (von links): Wilfried Klein (Lyondell Basell), Nina Scholz (Equinor),
Thomas Gößmann (Thyssengas), Rafael Gralla (Bundesnetzagentur), Hans Gennen (Currenta), Michael Theben (Ministerium für Wirtschaft,
Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen)
Quelle: Thyssengas
Quelle: Thyssengas
Jan Eisenberg von Thyssengas verglich das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit einer Autobahn, die erst mit verbindlichen Anschlussplanungen sinnvoll nutzbar werde. Und David Janoschka aus der H2-Strategieabteilung betonte die Notwendigkeit früher und verbindlicher Kundenansprache, bevor Leitungen gebaut sind. Auch Fabian Weber (Equinor), Axel Pompe (Currenta) und Wilfried Klein (Lyondell Basell) stellten aus Unternehmenssicht klar: Investitionen gelängen nur mit verlässlichen Geschäftsmodellen, gesicherter Abnahme und politischem Rückhalt.
Julian Reul von der H2Global Stiftung nannte die Kostenlücke zwischen grünem Wasserstoff und fossilen Alternativen als größte Markthürde. Erst durch gezielte Instrumente wie Preistransparenz und funktionierende Absicherungsmechanismen könne der Markt Fahrt aufnehmen. Auch die Bundesnetzagentur mahnte zur aktiven Beteiligung der Netzbetreiber am Ausbauprozess.
Politik soll steuern, nicht bremsen
Die Verantwortung sehen viele in der Bundesregierung. Nina Scholz von Equinor forderte eine abgestimmte Position Deutschlands in Brüssel sowie klare Prioritäten. Hans Gennen (Currenta) verlangte zügige politische Entscheidungen, um Projekte mit CO2-Minderungswirkung wirtschaftlich tragfähig zu machen. Michael Theben vom NRW-Wirtschaftsministerium sprach sich für eine strategische Einbindung von Carbon Capture and Storage (CCS) aus – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur Wasserstofftransformation.
Das gemeinsame Signal vieler Beteiligter lautete: Ohne klare Zuständigkeiten, verbindliche politische Rahmen und abgestimmte Planung droht der Wasserstoffhochlauf zu scheitern. Die Märkte für CO2-arme Produkte stünden noch am Anfang. Wenn Investitionen nicht abgesichert würden, komme der notwendige Umbau nicht vom Fleck.

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Mittwoch, 21.05.2025, 16:40 Uhr
Mittwoch, 21.05.2025, 16:40 Uhr
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